Neue-Deutsche-Welle-Hits perfekt in Chansons verpackt

Saarbrücker Zeitung am 29.04.2025

Die Band rund um die Sängerin Anne Schoenen. FOTO: SCHOENEN/PASQUALE D‘ANGIOLILLO

VON MARTIN STARK
SAARBRÜCKEN | Alle Tische waren am Sonntagabend besetzt bei einer weiteren Veranstaltung der Reihe „unplugged im Schloss“. Zufriedene Gesichter bei Veranstalter, Publikum und natürlich bei der Band auf der Bühne. „Die Schoenen“ hatten zu ihrer neuen Chanson-Show geladen. Unter dem Motto „schoene neue Welle“, der Anklang an die
Neue Deutsche Welle ist kein Zufall, präsentierten Frontfrau Anne Schoenen und ihre vier Vollblutmusiker deutsche Songs der 80er in eigenen Arrangements, die meist deutlich anspruchsvoller und interessanter als die der Originale klangen. Letzteres war wohl auch der Grund dafür, dass kaum jemand aus dem Publikum der Aufforderung, bekannte Melodien unbekümmert mitzusingen, nachkam.
Was Anne Schoenen und die Band aus Grönemeyers „Männer“, Nenas „99 Luftballons“ oder Peter Schillings „Major Tom“ rausholten, war allererste Chanson-Sahne und
wagte sich mehr als einmal auf das Gelände des gepflegten Jazz. Chris Balzer am Schlagzeug und Jörg Jenner an E- und Kontrabass sorgten für ein grundsolides, aufmerksames Begleitfundament, auf dem der sizilianische Lothringer Vincenzo Carduccio am Akkordeon und Endi Caspar an der halbakustischen Gitarre hochmusikalische und virtuose Fills und Soli entwickelten. Caspar gelegentlich etwas rockiger, Carduccio sehr stilecht mit Anklängen an die französischen Musette-Walzer.

Die Sängerin ist in dem Ensemble mehr die prima inter pares als die Diva, der die Band nur zuarbeitet. Nein, sie besticht mit ihrer schlanken Stimme, variabler Gestaltung und professioneller Show-Präsentation, ohne ihren Jungs den musikalischen Raum, den sie offensichtlich genießen, zu nehmen. Der Höhepunkt war sicher die Zugabe mit einer witzig-gekonnten Parodie auf Rio Reiser: „Königin von Deutschland“, womit sie sich, wie der Gitarrist flachste, wenigstens zur Prinzessin vom Saarland machte. Mal ganz ernst, mal mit einem Augenzwinkern, aber immer musikalisch fein gearbeitet, garnierten französische Chansons die deutschen Songs. So beleuchtete „Chanson pour les hommes“ Grönemeyers „Männer“. Nicht deutsch, aber musikalisch geglückt, wie in „quand tu dors près de moi“ „orfeo negro“ als Zitat eingebaut wurde. Ein gelungener Abend, sehr empfehlenswert.

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